Jede Weinflasche ist mit einem Etikett versehen. Darauf stehen Dinge wie der Alkoholgehalt, hauptsächlich sticht aber das ansprechende Bild ins Auge, welches viele Laien zum Kauf animiert. In Fachkreisen werden diese Personen als Etiketten-Trinker bezeichnet und das ist nicht unbedingt eine positive Wertung. Allerdings riskieren auch Profis gerne einen Blick aufs Weinetikett. Schließlich sind sie nicht allwissend und kennen jeden guten Wein.
Besonders fernab der Heimat hilft ein Etikett bei der Auswahl eines edlen Weins. Immerhin ist das Etikett die Visitenkarte des Weinproduzenten. Deshalb muss der zur Verfügung stehende Raum genutzt werden, um den Wein aus der Masse herausstechen zu lassen und einen gewissen Wiedererkennungswert zu erzeugen. Das gelingt eben am besten durch ein schönes Bild und einen persönlich gestalteten Schriftzug. Dennoch erkennt man nicht sofort, ob es sich um einen guten Wein handelt. Eine genauere Beschäftigung mit den Angaben auf den Etiketten tut darum Not und da ergeben sich von Land zu Land gewaltige Unterschiede.
Jedes Land und stellenweise sogar die einzelnen Weinregionen haben verschiedene Vorschriften, was auf der Flasche zu lesen sein muss. Bei deutschen und österreichischen Weinen sowie Produkten aus Übersee prangt die Angabe der Rebsorte beispielsweise unübersehbar auf dem Etikett, bei Schweizer Weinen dagegen muss man sich bereits eingehender auf die Suche begeben. Franzosen, Spanier und Italiener verzichten oft sogar ganz auf die Angabe der Rebsorte oder führen sie irgendwo im Kleingedruckten auf der Rückseite der Flasche auf. Hier liegt das Augenmerk eher auf der Lage des Weinguts und dem Namen des Erzeugers.
Ein Wein aus Massenabfüllung lässt sich selbst von Laien leicht erkennen. Man muss lediglich nach dem Abfüller auf dem Etikett suchen. Ist dort der Erzeuger genannt, handelt es sich in der Regel um einen Tropfen, der direkt vom Weingut stammt. Liest man dagegen die Formulierung „abgefüllt für“ oder den Namen einer Handelsgesellschaft, ist das ein Hinweis darauf, dass mehr Wert auf Quantität statt auf Qualität gelegt wurde. Dennoch heißt das nicht zwangsläufig, dass der Wein nicht schmeckt.
Der angegebene Alkoholgehalt klärt darüber auf, ob es sich um einen „schweren“ oder „leichten“ Wein handelt. Das Wetter spielt für die Qualität eines Weins eine große Rolle. In der Regel ist der Jahrgang auf dem Etikett angegeben. Ist das nicht der Fall, besitzt der Wein häufig eine mindere Qualität. Sie wird auch nicht durch Herkunftsbezeichnungen wie ITG, AOC oder DOV garantiert. Damit ist nur ausgesagt, dass der Wein aus einer bestimmten Region kommt und bei seiner Herstellung auf die Einhaltung minimaler Vorgaben geachtet wurde.
Grundsätzlich gilt, dass die Rückseite des Etiketts wesentlich mehr über den Wein verrät als dessen Vorderseite. Hier erhält man etwa Hinweise über die Zusammensetzung oder erfährt etwas über die Dauer der Reifung im Fass. Erfährt man nur was über selektionierte Trauben oder die Herstellung durch traditionelle Methoden, sollte man die Finger von der Flasche lassen. Dann bewahrt auch ein noch so schönes Bild nicht vor einer bitteren Enttäuschung.
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