Sieben Meisterwerke von unschätzbarem Wert sind bei einem Einbruch in die Rotterdamer Kunsthalle in der Nacht vom 15. zum 16. Oktober in die Hände von dreisten Dieben gefallen. Nach Polizeiangaben war der Tatzeitpunkt etwa 3 Uhr am frühen Dienstagmorgen. Wachpersonal gibt es nicht. Ein automatisiertes Sicherheitssystem mache ein solches entbehrlich, gab ein Sprecher des Museums an. Dieses System löste auch einen Alarm aus, als die Polizei allerdings vor Ort eintraf, war von den Dieben längst nichts mehr zu sehen. So werden nun mögliche Zeugen befragt und Videoaufzeichnungen nach eventuellen Hinweisen ausgewertet. Weiterhin wurden Fingerabdrücke an den Zugangstoren des Rotterdamer Museumsparks, von welchem die Kunsthalle ein Teil ist, gesichert.
Nach ersten Ermittlungen geht man davon aus, dass die Tat exakt vorbereitet war. Gestohlen wurden unter anderem Picassos „Tête d´Arlequin“ aus dem Jahre 1971, zwei Gemälde von Monet – „Charing Cross Bridge, London“ und „Waterloo Bridge, London“, beide aus dem Jahre 1901 -, Gauguins „Femme Devant une Fenêtre Ouverte, diete La Financée“ von 1888, Matisses „La Liseuse en Blanc et Jaune“ von 1919, ein Selbstporträt von Meyer de Haan, das zwischen 1889 und 1891 entstand, sowie das von dem im Juli 2011 verstorbenen Gegenwartskünstler Lucian Freud erschaffene Kunstwerk „Woman with Eyes Closed“ aus dem Jahre 2002. Darunter waren einige Stücke auf Leinwand, wie etwa die Gemälde von Monet, der sich der Ölmalerei auf Leinwand verschrieben hatte.
Dass die Tat geplant war, dafür spricht auch der Umstand, dass die Bilder anlässlich einer Sonderausstellung in der Kunsthalle von Rotterdam gezeigt wurden. Sie stammen aus der Privatsammlung des im vergangenen Jahr verstorbenen Geschäftsmanns Willem Cordia. Dessen Witwe Marijke Cordia-Van der Laan hatte die Werke anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Kunsthalle zur Verfügung gestellt. Am 7. Oktober 2012 wurde die Sonderausstellung zu diesem Thema eröffnet.
Der aktuelle Kunstraub ist der gravierendste Kunstraub seit 20 Jahren in den Niederlanden. Damals, im April 1991, wurden aus dem Amsterdamer Van-Gogh-Museum gleich 20 Kunstwerke entwendet. Sie fand man später unversehrt im Fluchtfahrzeug der vier Täter wieder. Am Raub beteiligt waren zwei Sicherheitsmänner des Museums und zwei Helfer von jenen.
Im jetzigen Fall tappt man noch im Dunkeln. Ein Verkauf auf dem regulären Kunstmarkt ist ausgeschlossen. Die Gemälde, die zum Teil auf Leinwand sind, wurden bereits als gestohlen gemeldet und sind daher unverkäuflich. Man geht eher davon aus, dass die Diebe von der Versicherung oder dem Museum Lösegeld erpressen wollen. Ein Verkauf auf dem Schwarzmarkt wäre ebenfalls möglich, dann würden aber die Kunstwerke unter einem wesentlich niedrigeren Wert als dem tatsächlichen verkauft.
Die Privatsammlung Cordias umfasst über 150 Werke von bekannten Künstlern. Sie trägt offiziell den Namen Triton-Sammlung. Die Kunsthalle in Rotterdam verfügt über keine eigene Sammlung. Pro Jahr finden rund 25 Ausstellungen statt. Die gezeigten Exponate sind allesamt Leihgaben von Stiftungen, privaten Sammlern und anderen Institutionen. Die Kunsthalle hat eine Ausstellungsfläche von etwa 3.300 Quadratmetern, die sich über zwei kleine Galerien und drei Ausstellungshallen erstrecken. Eröffnet wurde das in der Landessprache als Kunsthal Rotterdam bezeichnete Museum 1992. Es wurde von den Architekten Fumi Hoshimo und Rem Kohlhaas entworfen. Weiterhin befinden sich im selben Gebäude ein Auditorium und ein Restaurant.
Bildquelle: © Angela Parszyk / Pixelio.de